Alter Schlager
Nehmen wir an, ich wäre ein großer Fan deutscher Schlagermusik.
Es wird gerade eine neue CD-Sammlung beworben, die einen einzigartigen
Überblick über die deutschen Schlager der letzten 60 Jahre bietet.
Ich greife natürlich sofort zu, öffne die Packung, betrachte die
Wiedergabeliste und bin verwundert. Was machen die ganzen
französischen Lieder auf der CD? Ich wollte eine Hit-Sammlung deutscher und nicht europäischer
Schlager kaufen. Und wenn schon international, wo sind
dann die englischen, italienischen oder spanischen Lieder?
Mein gesunder
Menschenverstand flüstert fragend ins Ohr, ob da nicht jemand ein paar Tantiemen für
seine französischen Künstler einheimsen oder deren Marktwert steigen will?
Alte Nationalgalerie
Diese Mogelpackung gibt es nicht nur in der Musik, sondern auch in der Kunst. Wobei wir bei der
Alten Nationalgalerie wären. Ursprünglich geschaffen zur Präsentation deutscher Kunst, wurde diese Maßgabe zum Ende des 19. Jahrhunderts aufgeweicht und stellt seitdem auch Werke französischer Maler aus. In jedem anderen Museum eine Selbstverständlichkeit, aber in einer Nationalgalerie aus meiner Sicht völlig unpassend. Doch der damalige Direktor
Hugo von Tschudi setzte sich gegen große Widerstände, unter anderem von Kaiser Wilhelm II, durch. Er ging mit der Zeit. Und dies machen die Verantwortlichen der Alten Nationalgalerie auch noch heute, da sie einen Teil ihrer Sammlung in wunderbarer Auflösung dem
google Art-Project zur Verfügung stellen. Jedoch einem Teil, der viele hochwertige Gemälde außer Acht lässt.
So bietet sich mir die Gelegenheit, die nicht beim Art-Project erwähnten Meisterwerke zu präsentieren. Einzig doppeltes Bild ist Uhdes
Das Tischgebet, da mir dieses zum einen besonders gut gefällt und zum anderen in der google-Version eine ziemlich unrealistische Farbgebung besitzt. Außen vor bleibt Adolph Menzel, den ich demnächst mit einem eigenen kleinen Anekdoten-Bericht näher vorstellen möchte.
Jung gebliebene Bilder
Hier nun in unsystematischer Aufnahme-Reihenfolge Bilder der Alten Nationalgalerie:
Der früh verstorbene Max Koner war einer der besten und gefragtesten deutschen Porträtmaler zum Ende des 19. Jahrhunderts. Bei diesem Porträt des Gelehrten
Ernst Curtius sind die forschenden Augen der Anziehungspunkt des Bildes.
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Max Koner - Bildnis Ernst Curtius (1896) - Öl auf Leinwand (81 x 100 cm) |
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Max Koner - Bildnis Ernst Curtius (1896) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (81 x 100 cm) |
Gussow legt hier wenig Wert auf ein psychologisches Porträt, sondern stellt die Dame so dar, wie sie gerne der Nachwelt erscheinen möchte. Glücklich blickend und elegant gekleidet.
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Karl Gussow - Bildnis Frau Hedwig Woworsky (1878) - Öl auf Holz (138,5 x 98 cm) | |
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Karl Gussow - Bildnis Frau Hedwig Woworsky (1878) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (138,5 x 98 cm) |
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Karl Gussow - Bildnis Frau Hedwig Woworsky (1878) (Ausschnitt) - Öl auf Holz (138,5 x 98 cm) |
Das Gemälde kannte ich bisher nur von einer kleinen Abbildung und war erstaunt über seine Größe und Qualität. Dargestellt ist der triumphale Einzug des ganz in weiß gekleideten
Kronprinzen Friedrich in Jerusalem. Dieser Besuch während seiner Reise 1869 zur Eröffnung des Suez-Kanals sollte den Auftakt bilden für die Präsenz des Deutschen Reiches im Orient.
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Wilhelm Gentz - Einzug seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen von
Preussen in Jerusalem (1876) - Öl auf Leinwand (131 x 258 cm) |
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Wilhelm Gentz - Einzug seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen von Preussen in Jerusalem (1876) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (131 x 258 cm) |
Meyerheims Spezialität waren kleine Zirkusvorführungen wie diese, welche Kinder zu allen Zeiten in großes Staunen versetzte. Seine typischen Zutaten sind alle vorhanden. Papageien, Elefant, einfache Leute, staunende Kinder, Dompteur. Seine kleinen Geschichten laden zum Betrachten und Verschnaufen ein.
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Paul Friedrich Meyerheim - Zirkusvorstellung (1861) - Öl auf Leinwand (46,5 x 59,5 cm) |
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Paul Friedrich Meyerheim - Zirkusvorstellung (1861) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (46,5 x 59,5 cm) |
Den Namen Pohle hatte ich bis dahin nie gehört, werde ihn nun aber nicht mehr vergessen.
Denn das vielleicht beste Porträt der Sammlung ist von diesem Dresdner Künstler gemalt,
der hier sein ganzes Können zeigt. Sein Aufwand war nicht ohne Grund, denn der Käufer des Werkes stand schon vorher fest. Die Nationalgalerie.
Der bekannte Maler
Ludwig Richter sinniert, mit dem Bleistift in der Hand, über den Inhalt eines zukünftigen Bildes. Der Blick ist, vom Betrachter aus, nach leicht rechts oben gerichtet. Also der typische, Nachdenklichkeit vermittelnde Blicktypus, wie ihn auch Koner im Curtius-Porträt verwendet.
Die Farbgebung des Bildes, mit seinen vielfältigen Braun- und Beigetönen, ist besonders gut gelungen.
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Leon Pohle - Bildnis des Malers Ludwig Richter (1880) - Öl auf Leinwand (101 x 75 cm) |
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Leon Pohle - Bildnis des Malers Ludwig Richter (1880) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (101 x 75 cm) |
Dieses Bild untermauert die nicht immer akzeptierte, aber letztendlich triviale Erkenntnis, dass ein klassisch geschulter Maler in jeder Technik brillieren kann. Hier der große Ungar in Malweise mit grobem Farbauftrag. Die geschickt eingesetzten roten Akzente sorgen für einen wunderbaren Blickfang von nah und fern. Entstanden ist das Gemälde während Mukacsys Rückzug aus dem hektischen Paris in die Ruhe von Barbizon.
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Mihaly von Munkacsy - Zigeunerlager (1873) - Öl auf Holz (64,5 x 102 cm) |
Achenbachs Gemälde hängt im Flur zum zweiten Geschoss, außerhalb der thematischen Räume. Seine helle, leuchtende Farbwahl und die beeindruckend gemalte Gruppe vorne links (übrigens im Schatten des
Kolosseums stehend) zeigen Achenbach auf der Höhe seines Könnens.
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Oswald Achenbach - Triumphbogen des Konstantin in Rom (1886) - Öl auf Leinwand (120 x 149 cm) |
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Oswald Achenbach - Triumphbogen des Konstantin in Rom (1886) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (120 x 149 cm) |
Der Kampf der Tiroler gegen die
bayrisch-französische Fremdherrschaft wurde von Defregger in zwei großformatigen Bildern umgesetzt.
Zum einen das im Belvedere in Wien zu sehende, fantastische Gemälde
Das letzte Aufgebot von 1874, welches live unter anderem aufgrund der gekonnten Raumbelichtung einen gewaltigen Eindruck hinterlässt.
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Franz von Defregger - Das letzte Aufgebot (1874) - Öl auf Leinwand (139 x 191 cm)
!Achtung, dieses Bild hängt im Belvedere in Wien! |
Und zum anderen das in Berlin ausgestellte Werk des heimkehrenden Landsturms aus dem Jahre 1876, welches ein zeitlich vorhergehendes Ereignis darstellt.
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Franz Defregger - Heimkehrender Tiroler Landsturm im Kriege von 1809 (1876) - Öl auf Leinwand (140 x 190 cm) |
Die beiden als Pendant angelegten Bilder sind ähnlich strukturiert. Kleine Gasse, links
und rechts Daheimgebliebene, mittig die auf den Betrachter zumarschierenden Freiheitskämpfer.
Im Wiener Bild zieht das letzte Aufgebot der alten Männer zum Kampfe aus. In der Hoffnung, das Unmögliche wahr zu machen. Viele fühlen jedoch, das dies nicht gelingen wird.
Hingegen Schützenfeststimmung auf dem Berliner Bild. Die
siegreichen Kämpfer werden begeistert empfangen. Noch scheint keiner das böse Ende zu ahnen.
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Franz Defregger - Heimkehrender Tiroler Landsturm im Kriege von 1809 (1876) (Ausschnitt) - Öl auf Leinwand (140 x 190 cm) |